Von Handwerk zu Heilung: Die Geschichte und Bedeutung der Klangschale
Wenn wir an Klangschalen denken, entstehen sofort Bilder von Meditation und Entspannung in unseren Köpfen. Klangschalen sind, wie der Name schon vermuten lässt, aufgrund ihres besonderen Klanges, der beim Aufschlagen mit einem Klöppel entsteht, bekannt und beliebt. Den Klängen der eisernen Schalen werden nicht nur entspannende, sondern auch heilende Wirkungen zugesprochen (1). Ob Klangschalenmassage, –therapie oder –meditation, die „singenden” Schalen sind aus der spirituellen Praxis und der Wellnessbehandlung nicht mehr wegzudenken. Dabei ist der ursprüngliche Nutzen dieser vielseitigen Klangwunder ein ganz anderer gewesen. In diesem Artikel tauchen wir tiefer in die faszinierende Geschichte, die Herkunft und die Bedeutung der Klangschale ein.
Beschaffenheit der Klangschale
Klangschalen haben eine typische Schalenform und werden aus einer speziellen Metalllegierung hergestellt, die oft Kupfer und Zinn enthält. Es gibt verschiedene Herstellungsweisen, so werden manche Schalen gehämmert und andere gegossen. Klangschalen sind in verschiedenen Größen erhältlich: von kleinen, handlichen Schalen bis hin zu großen, imposanten Schalen, die Platz genug für die Füße einer ausgewachsenen Person bieten. Die Größe der Schale beeinflusst den Klang, wobei größere Schalen tendenziell tiefere Töne erzeugen.
Woher kommt die Klangschale?
Zur Geschichte und Entstehung der Klangschale gibt es verschiedene Theorien. Klangschalen sind vielen auch als „Tibetische Klangschalen” bekannt. Dabei führt uns die Herkunft der Klangschale vor allem in die fernöstlichen Länder China, Japan, Indien und Nepal.
Die Verwendung von Klanginstrumenten, die ähnliche Töne wie die Klangschale erzeugten, geht auf das Jahr 2000 vor Christus zurück, als chinesische Kaiser sogenannte „Klingsteine” aus Jade verwendeten, die bei Berührung einen schönen Klang erzeugten (2). Es wird angenommen, dass Klangschalen zunächst als Gefäße für ganz praktische Zwecke hergestellt wurden, wie zum Beispiel das Aufbewahren von Nahrungsmitteln oder das Tragen von Flüssigkeiten (2, 3).
Zum anderen stehen die ersten Aufzeichnungen von Klangschalen im asiatischen Raum im Zusammenhang mit schamanischen Praktiken (2). Demnach wurden die Schalen von reisenden Metallhandwerkern für schamanische Rituale hergestellt (2). Nach schamanischer Tradition bestehen diese Schalen aus sieben verschiedenen Metallen, wobei jedes Metall einem Planeten zugeordnet ist:
- Gold (Sonne)
- Silber (Mond)
- Quecksilber (Merkur)
- Kupfer (Venus)
- Eisen (Mars)
- Zinn (Jupiter)
- Blei (Saturn)
Die Kombination dieser sieben Metalle soll für den besonderen Klang, den die Schalen erzeugten, verantwortlich gewesen sein. Auch in der buddhistischen Tradition wurden diese Klänge als fester Bestandteil von spirituellen und meditativen Praktiken integriert (4). Bei buddhistischen Zeremonien und für Rezitationen wurde eine übergroße Schale, die sogenannte Standglocke, angeschlagen. Die Standglocke erinnert zwar an die Klangschale, ist jedoch bedeutend größer und schwerer. Die sanften, harmonischen Töne halfen den Mönchen, sich auf ihre Meditation zu konzentrieren und einen Zustand der inneren Ruhe zu erreichen (4). Der Klang der Schale wurde als heilig angesehen und war ein wichtiger Bestandteil der buddhistischen Gottesdienste (4).
Obwohl es viele Theorien über den Ursprung der Klangschalen gibt, lässt sich feststellen, dass sie seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen Asiens eine wichtige Rolle spielen, sei es als einfacher Gebrauchsgegenstand, Begleitinstrument bei Zeremonien oder als Bestandteil von schamanischen Praktiken.
Von Ost nach West
Im 18. Jahrhundert gelangten die ersten Klangschalen durch Reisende nach Europa (4). Doch erst in den letzten Jahrzehnten wurden die faszinierenden Eigenschaften und die Klänge der Schalen in den westlichen Ländern wirklich schätzen gelernt.
In den 1960er Jahren erfolgte im Westen eine grundlegende Veränderung. Eine neue Jugendkultur breitete sich von Kalifornien in die westliche Welt aus, in Form der Hippie-Bewegung, die für Flower-Power, spirituelles Wachstum, Frieden und eine neue Art des Zusammenlebens eintrat. Die Suche nach spirituellem Wachstum führte die Menschen nach Indien und Nepal, wo viele erstmals mit den wundersamen Tönen der Klangschale in Berührung kamen (5). So breitete sich nicht nur das Wissen rund um die spirituelle Praxis im Westen aus, sondern auch die Klangschale.
Die chinesische Invasion Tibets im Jahr 1951 könnte ebenfalls im Zusammenhang mit der Verbreitung der Klangschale im Westen stehen (2). Es wird vermutet, dass ca. 90 Prozent der tibetischen Klöster und Tempel während der Invasion zerstört wurden (2). Tausende tibetische Mönche starben und jene, die überlebten, verließen das Land (2). Die fliehenden Mönche konnten keine wertvollen Gegenstände mit sich nehmen. Von großer Armut bedroht, waren viele gezwungen, ihre Besitztümer zu verkaufen, die sie aus Tibet mitgenommen hatten. Auf diese Weise gelangten religiöse Artefakte der Mönche auf die Marktstände von Nepal und Nordindien. Es ist möglich, dass die Schalen, die im Westen heute als Klangschalen bekannt sind, zu diesen Besitztümern gehörten (2).
Tradition trifft Moderne
In den 1970er Jahren begannen westliche Therapeuten und Wellness-Experten erstmals, die Klangschale in ihre Praktiken zu integrieren (3). Mit wachsendem Interesse und wachsender Forschung wurden die therapeutischen Eigenschaften der Klangschalen immer deutlicher. Studien zeigen, dass der Klang und die Vibrationen der Schalen Stress reduzieren, die Durchblutung verbessern und das allgemeine Wohlbefinden fördern können (3, 6, 7). Dies führte zur verstärkten Nutzung von Klangschalen im Bereich der Massagetherapie, Yoga, Meditation und Wellness.
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Die moderne Anwendung der Klangschalen ist breit gefächert. Sie werden nicht nur in therapeutischen Anwendungen eingesetzt, sondern auch in Schulen, um Stress bei Schülern zu reduzieren, und in Unternehmen, um die Mitarbeitendenentspannung und -kreativität zu fördern. Immer mehr Menschen entdecken die Freude und den Frieden, den sie durch das Spielen oder Hören dieser Schalen in ihrem eigenen Leben finden.
In den letzten Jahren hat die Klangschalen-Community weiter an Bedeutung gewonnen, wobei Workshops, Seminare und Klangschalenkonzerte immer beliebter werden.
Die Geschichte der Klangschale ist eine faszinierende Reise von ihren bescheidenen Anfängen als Gebrauchsgegenstand bis hin zu ihrer heutigen Verwendung als Instrument und spirituelles Werkzeug. Ihre beruhigenden Klänge sind eine zeitlose Quelle der Entspannung und inneren Harmonie und werden zweifellos auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Quellenverzeichnis
- Portal Massage-Expert, Klanginstrument: Zubehör für Therapie & Massage, https://portal.massage-expert.de/massage-lexikon/klanginstrument-massagebedarf-therapeutisches-zubehoer/, abgerufen am 24.09.2023.
- Jansen, E.R. (1992). Singing Bowls: A Practical Handbook of Instruction and Use. Diever, Holland: Binkey Kok Publications.
- Humphries, Kathleen, „Healing Sound: Contemporary Methods for Tibetan Singing Bowls“ (2010). Undergraduate Library Research Awards. 2. https://digitalcommons.lmu.edu/ulra/awards/2010/2, abgerufen am 23.09.2023.
- Wikipedia, „Standing Bell“, https://en.wikipedia.org/wiki/Standing_bell, abgerufen am 25.09.2023.
- Wikipedia, „Klangschale“, https://de.wikipedia.org/wiki/Klangschale, abgerufen am 25.09.2023.
- Portal Massage-Expert, „Klangschalentherapie im Krankenhaus“, https://portal.massage-expert.de/journal/klangschalentherapie-im-krankenhaus/, abgerufen am 24.09.2023.
- Fachzeitschrift: Klang-Massage-Therapie, Organ des Europäischen Fachverband Klang-Massage-Therapie e.v., https://old.fachverband-klang.de/files/Fachzeitschrift_07_2010.pdf, abgerufen am 24.09.2023.