Nada Yoga

Ursprung, Ziel und Praxis des Klang-Yogas

Nada YogaNada Yoga ist das Yoga des Klanges. Im Sanskrit bezeichnet „Nada“ oder „Nad“ den Klang oder Ton, aber auch den Strom und den Prozess der Bewusstwerdung. Durch die Konzentration auf Klänge soll es dem Yogi oder der Yogini möglich sein, zunehmend subtilere Schwingungen wahrzunehmen und sich dadurch letztendlich mit dem ewigen Klang, der als Quelle alles Lebenden angesehen wird, zu vereinen.

Nada Yoga ist Teil vieler verschiedener Yogatraditionen und mit seiner rund 5000 Jahre alten Geschichte vermutlich der älteste Weg des Yoga überhaupt.

Ursprung des Nada Yoga

Die indische Philosophie basiert auf der Annahme, dass alles Existierende aus Schwingungen entstanden ist. Alles Sein wird aus diesen Schwingungen kontinuierlich neu kreiert und ist durch diese untrennbar miteinander verbunden. Die altindischen Weisen entdeckten in der Natur bestimmte Schwingungsmuster, sogenannte Klangströme. Es heißt, dass der Praktizierende diese durch rituellen Gesang in Form von Mantren (heilige Silben oder Verse) und bestimmte melodische Grundstrukturen der indischen Musik wie „Raga“ oder „Tala“ unmittelbar erfahren kann. Auch der Einsatz von Instrumenten kann es dem Yogi oder der Yogini erleichtern, sich mit den natürlichen Klangströmen in Verbindung zu setzen.

Die Wurzeln des Klang-Yogas liegen im Rezitieren der Veda. Es wird davon ausgegangen, dass die Rezitation der alten, heiligen Schriften der Ursprung aller Musik und damit auch allen Gesanges ist. Die Musik wurde in Indien vermutlich bereits vor mehreren Jahrtausenden als Weg der Einweihung, als Ehrung der göttlichen Schöpfung und als Mittel zur Verbindung von Natur und Mensch betrachtet.

Ziel des Nada Yoga

Yoga-AsanasIm Nada Yoga werden Klänge als machtvoller Weg betrachtet, um jegliche physische, psychische und emotionale Disharmonie auszugleichen. Das Klang-Yoga beruht somit auf dem Wissen über die Wirkung von Klängen auf den feinstofflichen Körper des Menschen inklusive seiner „Nadis“ (Energieleitbahnen) und Chakren (Energiezentren). Nada Yoga basiert auf der Annahme, dass dieses Wissen gezielt eingesetzt werden kann, um bestimmte Körperbereiche in ihren natürlichen, harmonischen Schwingungszustand zurückzuversetzen.

Letztendliches Ziel des Nada Yoga ist die Vereinigung des Individuums mit dem unendlichen Klang, welcher als Ursprung aller Existenz angesehen wird.

Die indische Philosophie geht davon aus, dass neben den für das Ohr hörbaren Tönen subtilere Klänge existieren, die nur für das innere Ohr wahrnehmbar sind. Es heißt, dass der innere, göttliche Klang alle Ebenen des Seins miteinander in Verbindung setzen kann. Die göttlichen Töne sind laut den alten Überlieferungen nur dann wahrnehmbar, wenn sich der Praktizierende vollkommen auf sein Innenleben fokussiert. Nur dann sei er in der Lage, sich mit seinem innersten Wesenskern zu vereinen und „Moksha“ (Erlösung) zu erlangen.

Praxis des Klang-Yoga

Yoga des KlangsDie Praxis des Nada Yoga basiert auf der Konzentration auf Klänge. Dazu gehören sowohl äußere Klänge, die mit dem Ohr wahrgenommen werden können, als auch innere Klänge, die nur für das innere Ohr wahrnehmbar sind. Zu den äußeren Klängen gehören alle Töne, die Stimmen, Instrumente oder die Natur erzeugen. Innere Klänge bezeichnen subtile Schwingungen, die keine materielle Ursache haben und sich beispielsweise in Form von Eingebungen bemerkbar machen.

Im Nada Yoga können neben der eigenen Stimme verschiedene Instrumente eingesetzt werden. Die Klangschale nimmt in der Praxis eine besondere Rolle ein, da ihr Klang kraftvoll und sanft zugleich ist. Beim Anschlagen entsteht ein Ton, der zunehmend leiser wird. Ab einem gewissen Punkt ist dieser für das Ohr nicht mehr wahrnehmbar, obwohl er niemals gänzlich ausklingt. Durch den Einsatz einer Klangschale wird somit nicht nur die Aufmerksamkeit für äußere Klänge geschult, sondern auch die Wahrnehmung besonders subtiler Vibrationen.

Ebenen des Nada Yoga

Nada Yoga und KlängeInnerhalb des Nada Yoga wird zwischen dem „Bahir Nada“ und dem „Antar Nada“ unterschieden. Bahir Nada bezeichnet den äußeren Klang, also die Musik und alle anderen Töne, die für das Ohr wahrnehmbar sind. Antar Nada wird auch Anahata Nada genannt und bezieht sich auf den inneren, subtileren Klang.

Des Weiteren werden im traditionellen Nada Yoga vier Ebenen des Klanges unterschieden:

  1. Die erste Ebene, Vaikhari, bezieht sich auf Klänge der physischen oder grobstofflichen Ebene, die mit dem Ohr wahrgenommen werden können. Dazu gehören alle Töne, die durch Stimmen, Gegenstände oder Instrumente erzeugt werden, aber auch die Klänge der Natur.
  2. Die zweite Ebene, Madhyama, bezeichnet die Ebene der sogenannten Zwischenklänge. Diese äußern sich durch die Stimme der Gedanken, beispielsweise durch Eingebungen oder innere Dialoge. Es handelt sich dabei um subtile Vibrationen, die keine materiellen Klänge sind, aber wie diese wahrgenommen werden.
  3. Die dritte Ebene, Pashyanti, bezieht sich auf mentale Klänge, die nur für das innere Ohr wahrnehmbar sind. Diese sind noch subtiler als Madhyama-Klänge und können mit dem Wahrnehmen von Farben oder Formen verbunden sein.
  4. Die vierte Ebene, Para Nada, bezeichnet den höchsten aller Klänge, welcher als Ursprung alles Lebens angesehen wird. Er bezeichnet die vollkommene Verbindung mit aller Existenz. Para Nada ist die absolute Stille, welche alle Klänge enthält. Die Verschmelzung mit dem göttlichen Klang gilt als das höchste Ziel der Praxis des Nada Yoga.

Quellenverzeichnis

  1. Volker Bretz, „Nada Yoga“, https://wiki.yoga-vidya.de/Nada_Yoga, (abgerufen am 25.05.2022).
  2. Miroslav Großer, „Nada Yoga – Das Yoga des Klanges“, https://www.stimmlabor.de/nada-klang-yoga/, (aufgerufen am 26.05.2022).

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MH

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