Geschichte der Massage
Wie die Massage ihren Weg nach Europa fand
Massagen gelten als älteste physiotherapeutische Methode überhaupt. Sie existieren bereits seit mehreren tausend Jahren. Schon frühere Kulturen wussten um die wohltuende und heilende Wirkung der Beeinflussung des Körpergewebes mit den Händen. Instinktiv massierten sie schmerzende Körperstellen, um Beschwerden unterschiedlichster Art zu lindern. Die Geschichte der Massage beginnt bereits im Jahr 2700 vor Christus.
Bedeutung des Begriffs „Massage“
Die Geschichte der Massage lässt sich dank zahlreicher Überlieferungen annähernd nachvollziehen. Die Herkunft des Begriffs Massage ist indessen nicht abschließend geklärt. Es wird angenommen, dass er entweder vom hebräischen Wort „massa“ (= betasten), vom arabischen Wort „massah“ (= reiben, streichen) oder vom griechischen Wort „massein“ (= kneten) abstammt.
Ursprung der Massage
Ihren eigentlichen Ursprung hat die Massage aller Wahrscheinlichkeit nach in China und Ägypten. Besonders in China hat die Massage eine lange Tradition. Verschiedenen Überlieferungen zufolge sollen dort bereits im Jahr 2700 vor Christus Massagen zum Einsatz gekommen sein. Schon damals galten sie als eine der vier klassischen medizinischen Behandlungsformen in der Chinesischen Medizin. Der Chinese Huáng Dì hielt das Wissen über verschiedene Massagehandgriffe erstmals schriftlich fest.
Auch in Ostafrika, Persien, Ägypten und Indien soll die Massage bereits sehr früh in der Menschheitsgeschichte zum Einsatz gekommen sein. In Indien wurden einzelne Massagetechniken bereits vor circa 5000 Jahren schriftlich erwähnt. Sie waren Bestandteil der Ayurvedischen Heilkunst.
Wann die Massage ihren Weg nach Europa fand
In Europa konnte die Massage nur langsam Fuß fassen. Vor allem im Mittelalter hatten es diejenigen schwer, die Massagen praktizierten und/oder an deren wohltuende Wirkung glaubten. Aber der Reihe nach.
Beginn der Geschichte der Massage in der Antike
Verschiedenen Überlieferungen zufolge soll der griechische Arzt Hippokrates der Erste gewesen sein, der das Wissen über Massagen nach Europa brachte und seine Erkenntnisse schriftlich festhielt. Er beschrieb die Massage als „Kunst des Streichens“. Auch Galenos, ebenfalls ein griechischer Arzt der Antike, trug mit seinen Texten über von ihm entwickelte Massageformen zum Bekanntwerden der Massagepraktiken in Europa bei. Sein Wissen über die verschiedenen Massageformen soll Galenos unter anderem erworben und erweitert haben, indem er griechische Athleten vor und nach Olympischen Wettkämpfen massierte.
Beachtlich: Galenos unterschied zur damaligen Zeit bereits 18 verschiedene Massagearten.
Von den Griechen aus gelangte die Massage schließlich zu den Römern. Fortan wurden Gladiatoren vor und nach Kämpfen massiert. Auch Julius Caesar soll sich Überlieferungen zufolge zur Therapie seiner Kopfschmerzen täglich Massagen unterzogen haben.
Die Massage im Mittelalter
Im Mittelalter hatten es Verfechter der Massage schwer. Massagen und deren Wirkung wurden zwar immer bekannter, sie wurden insbesondere von der Kirche jedoch als etwas Übernatürliches und Teuflisches angesehen. Wer Massagen praktizierte, musste im Mittelalter um sein Leben bangen.
Die Geschichte der Massage im 16./17. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert gewann die Massage unter anderem durch den Arzt und Alchimisten Paracelus in der Medizin nach und nach wieder an Bedeutung. Erst dem französischen Arzt Ambroise Paré gelang es jedoch, Massagen auch in Europa als Therapie nach Operationen in der Medizin zu etablieren. Mithilfe verschiedener Massagetechniken konnte er die Wundheilung nach Operationen nachweislich verbessern. Aufgrund seiner Erfolge wurde er gleich von vier Königen zum Hofarzt ernannt.
Die Massage im 18./19. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert erlebte die Massage insbesondere in Frankreich eine Blütezeit. Davon zeugen die vielen französischen Begriffe, die auch heute noch in der Massagetherapie verwendet werden.
Auch in Schweden genoss die Massage ein immer größeres Ansehen. Der Begründer der Schwedischen Gymnastik, Pehr Henrik Ling, entwickelte mithilfe verschiedener Massagetechniken die sogenannte Schwedische Massage, die heute weltweit als „klassische“ Massage gilt. 1813 gründete Pehr Henrik Ling in Stockholm das „Zentralinstitut für Gymnastik“, um seine Methoden zu verbreiten. Das Zentralinstitut für Gymnastik gilt heute als die erste Einrichtung in Europa, in der therapeutische Massagetechniken gelehrt wurden. Ärzte aus ganz Europa strömten nach Stockholm, um die durch Ling entwickelte Therapiemethode zu erlernen. Pehr Henrik Ling gelang somit erstmals die schulmedizinische Anerkennung der Massage.
Auch in Deutschland fand die Massage nach und nach Anklang. Einer der Ersten, der sich von der Wirkung der Massagen überzeugen ließ, war der deutsche Arzt und Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Er verwendete Massagen zu Therapiezwecken und trug somit erheblich dazu bei, dass sich verschiedene Massagetechniken auch hierzulande etablieren konnten.
Die ersten anerkannten Massagetechniken
Der niederländische Arzt Johann Georg Mezger legte den wissenschaftlich anerkannten Grundstein für die Wirkung von Massagen. Er etablierte fünf Massagetechniken, die auch noch heute bei Massagen genutzt werden, und klassifizierte sie wie folgt:
- „Effleurage“ (sanftes Berühren, streichen)
- „Pétrissage“ (kneten)
- „Friction“ (reiben, zirkeln)
- „Tapotement“ (klopfen)
- „Vibration“ (zittern, schütteln, erschüttern).
Es wurden nun verstärkt wissenschaftliche Untersuchungen zu den Wirkmechanismen der Massage durchgeführt. Zahlreiche Ratgeber und Bücher entstanden. Im Jahr 1893 publizierte schließlich Albert Hoffa, ein deutscher Chirurg und Orthopäde, ein Standardwerk für Ärzte zu den fünf etablierten Massagetechniken. Erst mit der Herausgabe des „Lehrbuches der Massage“ von August Müller im Jahre 1914 wurde die Massage auch in Deutschland als medizinische Spezialwissenschaft anerkannt. Sie wurde stetig weiterentwickelt.
Massage heute
Im Gegensatz zu früher werden Massagen heute nicht mehr durch Ärzte durchgeführt, sondern durch Physiotherapeuten und Masseure. Hierzu gibt es entsprechende staatlich anerkannte Ausbildungen.
Neben der klassischen Massage haben sich zahlreiche weitere Massageformen entwickelt, etwa die Bindegewebsmassage, die Lymphdrainage und die Reflexzonenmassage. Sie kommen sowohl zur Therapie als auch zu Wellness-Zwecken zum Einsatz.
Quellenverzeichnis
- Wikipedia, „Massage“, https://de.wikipedia.org/wiki/Massage, (abgerufen am 10.10.2022).
- Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS), „Massage“, https://www.dwds.de/wb/Massage, (abgerufen am 10.10.2022).
- Kolster, B.C. (2003), „Geschichte der Massage“. In: van den Berg, F., Waskowiak, A., Wolf, U. (eds) Massage. Physiotherapie Basics. Springer Verlag, Berlin-Heidelberg, http://eknygos.lsmuni.lt/springer/275/2-4.pdf, (abgerufen am 10.10.2022).