Körperbezogene Achtsamkeitsübungen für Kinder und was all das mit dem Gehirn zu tun hat
Teil 1: Warum es wichtig ist, innere Ruhe und Gelassenheit bei Kindern durch Achtsamkeit zu fördern
Im ersten Teil dieses Beitrags möchte ich primär auf die Wichtigkeit von Pausen für die Entwicklung des kindlichen Gehirns eingehen. Im zweiten Teil folgen dann Anleitungen für aktive Achtsamkeitsübungen für Kinder. Dort wird eine kinderleichte Atemtechnik beschrieben, eine Anleitung für den Einsatz der Klangschale für Kinder aufgezeigt und ein Spiel zur Förderung der kindlichen Achtsamkeit erklärt.
Unsere Gesellschaft ist auf Leistung ausgelegt und auch das merkt man mittlerweile unseren Kindern an: Volle Terminkalender, psychosomatische Bauchschmerzen, soziale Isolation. All das sind Gegebenheiten, die viele Kinder tagtäglich begleiten. Und oft haben Eltern darüber hinaus auch das Gefühl, ihre Kinder noch zusätzlich fördern zu müssen. Dies zeugt von dem Gedanken, für die eigenen Kinder nur das Beste zu wollen und sie auf eine möglichst erfolgreiche Zukunft vorzubereiten. Aber es stellt sich heraus, dass man genau dies erreichen kann, indem man einfach mal weniger – anstatt mehr tut.
Die Kinder werden überflutet von Reizen, Angeboten, Medien, Verbesserungsvorschlägen. Bei meinem eigenen Kind sehe ich den Wunsch nach ständigem Entertainment, auch wenn es nur ein neues, aufregendes Youtube-Video ist, besser aber ein neues Computerspiel. All das hat auch seine Daseinsberechtigung und kann förderlich für das Kind und seine kognitive Entwicklung sein. Aber auch ein weiterer oft vernachlässigter Punkt gewinnt immer mehr an Gewichtung.
Auch das Gehirn braucht Pausen – um letztendlich schlauer zu werden
Genau wie ein beanspruchter Muskel Zeit braucht, um sich zu regenerieren, genauso braucht auch unser Gehirn immer wieder Pausen, um zu verarbeiten, neue Verknüpfungen zu festigen und auch damit sich eine Kohärenz zwischen den Gehirnhälften bilden kann. Und genau wie bei einem Muskel führt diese Regenerationszeit dazu, dass das Gehirn schlauer bzw. leistungsfähiger wird.
Gerade das kindliche Gehirn ist noch sehr darauf ausgelegt, sich zu entwickeln. Teile des Gehirns wie z.B. der Präfrontale Kortex reifen erst während der Pubertät aus, dieser präfrontale Kortex ist dann jedoch wortwörtlich ‘sinngebend’ für unser Menschsein. Denn hier werden moralische Entscheidungen getroffen, eine sinnvolle Handlungsplanung vollzogen, und die Fähigkeit entwickelt, emotionale Bewertungen treffen zu können.
Aber all das kann nur passieren, wenn es sich langsam und nachhaltig entwickeln kann. Zur Entwicklung dieser höheren menschlichen Befähigungen braucht es ein paar Dinge: Erfahrung und Ruhe und Zeit.
Denn nur so kann sich eine wirkliche Reflektionsfähigkeit entwickeln. Nur so kann die Persönlichkeit des Kindes in eine wirklich gefestigte Persönlichkeit hineinwachsen. Eine Persönlichkeit, die weiß was sie will und für sich selbst entscheiden kann, was gut und richtig ist. Ein Kind, dass in der Lage ist, emotionale Verknüpfungen zu erstellen und sinnvolle, durchdachte Handlungsplanungen aufzustellen.
„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“
Astrid Lindgren
Kinder brauchen Pausen. Und auch Langeweile ist nichts Schlechtes, denn erst dann kann das Kind beginnen, eigene Ideen zu entwickeln.
Ich denke, alle Eltern wissen, dass es nicht unbedingt leicht ist, das Kind vom neuesten Youtube Video oder von der letzten “Paw Patrol“ Folge wegzubekommen. Aber einen Versuch ist es doch wert. Und auch hier zeigt sich, dass Kinder oft sehr offen sind, sich auf Achtsamkeitsübungen einzulassen, vor allem wenn sie merken, wie gut es ihnen tut. Und dieses Feedback wird es geben, versprochen.
Wer jetzt Lust bekommen hat ein paar Achtsamkeitsübungen für Kinder zu erlernen, kann den zweiten Teil hier weiterlesen.
In diesem Sinne, entspannte und achtsame Grüße aus Bali, Anjuli ❁
Quellenverzeichnis
- Wikipedia, “präfrontaler Cortex”, https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4frontaler_Cortex, (abgerufen am 25.02.2023).