Hijama
Blutige Schröpftherapie zur Entgiftung des Körpers
Hijama (auch: Hacamat) ist die arabische bzw. türkische Bezeichnung für blutiges Schröpfen. Bei dieser speziellen Reiztherapie ritzt man die Haut vor dem Anbringen der Schröpfgläser oberflächlich leicht an. Die Sauggläser erzeugen anschließend auf der Haut einen starken Unterdruck. Dieser sorgt dafür, dass gestaute Flüssigkeit abfließen kann. Lymphe, Toxine und andere Schadstoffe sollen herausgezogen werden. Dadurch soll der Organismus entlastet und der Körper wieder besser durchblutet werden.
Die arabische Bezeichnung „Al-Hijama“ bedeutet „saugen“.
Die Wirksamkeit von Hijama ist medizinisch bisher nicht bewiesen.
Durchführung der blutigen Schröpftherapie
Hijama kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Bei der traditionellen Anwendung erzeugt man das Vakuum, indem man hochprozentigen Alkohol in Schröpfgläser gibt und anzündet. Die Gläser bringt man direkt nach dem Anzünden auf der Haut an. Heutzutage kommt diese traditionelle Methode eher selten zum Einsatz. Stattdessen werden entweder Vakuumpumpen zum Absaugen der Luft eingesetzt. Oder es werden spezielle Schröpfgläser verwendet, die mit einem Gummiball versehen sind. Die Gläser saugen sich durch Zusammendrücken des Gummiballs auf der Haut fest. Alkohol und Feuer sind bei den beiden neueren Methoden nicht notwendig.
In der Regel kommen beim Hijama Schröpfgläser verschiedener Größen zum Einsatz. Diese werden in einem ersten Durchgang zunächst „trocken“ aufgesetzt und nach wenigen Minuten wieder gelöst. Anschließend bringt man die Schröpfgläser erneut an. Dieses Mal werden die Hautareale zuvor angeritzt. Die Gläser verbleiben je nach Stärke des Blutaustritts für etwa 5 bis 15 Minuten an den jeweiligen Arealen. Anders als bei einer Schröpfmassage werden die Gläser nicht bewegt.
Wichtig zu wissen: Durch die Hijama-Therapie entstehen Blutergüsse. Diese können mehrere Tage anhalten. Die Blutergüsse sind jedoch harmlos.
Anwendungsgebiete des Hijama
Das blutige Schröpfen wird bei sogenannten „Hitze-“ oder „Fülle-Zuständen“ genutzt. Es dient etwa dazu, Abflussstörungen im Körper zu lindern und den Körper zu entgiften. Hierzu setzt man die Schröpfgläser gezielt auf spezielle Reflexzonen der Haut, die mit verschiedenen inneren Organen in Verbindung stehen sollen. Das Schröpfen soll demnach nicht nur dort seine Wirkung entfalten, wo die Gläser angebracht werden. Es soll gleichzeitig auf bestimmte Organe und den gesamten Organismus wirken. Zusätzlich soll es die Durchblutung, die Bluterneuerung und die Blutbildung anregen. Auch auf das Immunsystem soll Hijama eine positive Wirkung haben.
Hijama kommt beispielsweise bei folgenden Beschwerden zum Einsatz:
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen und Migräne
- Zahnschmerzen
- Bluthochdruck
- Asthma bronchiale
- Menstruationsbeschwerden
- Depression.
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Unterschied zwischen trockenem und blutigem Schröpfen
Beim Hijama wird vor dem eigentlichen blutigen Schröpfen in der Regel zunächst trocken geschröpft. Eventuell wird vorher auch eine Schröpfmassage durchgeführt.
Das trockene Schröpfen soll in erster Linie die Durchblutung angeregen. Das anschließende blutige Schröpfen dient darüber hinaus dazu, den Körper zu entgiften. Denn mit dem Blut, das dabei austritt, sollen angestaute Gewebsflüssigkeiten und Schadstoffe sanft aus dem Körper entfernt werden. Das ist auch der wesentliche Unterschied zum reinen trockenen Schröpfen.
Geschichte des Hijama
Hijama ist die islamische Version der klassischen Schröpftherapie. Es hat einen religiösen Aspekt. Denn der Prophet Mohammed soll die Hijama-Therapie empfohlen haben. Daher wird Hijama als „Sunna“ (= prophetische Tradition) betrachtet. Die „Sunna“ beinhaltet Ratschläge des Propheten und gilt nach dem Koran als zweitwichtigste Quelle des Islam.
Muslime praktizieren Hijama in Übereinstimmung mit dem Weg des Propheten Mohammed. Laut traditioneller Lehre ist hierbei der Zeitpunkt der Hijama-Behandlung wichtig. Die Behandlung sollte sich nach dem Mondkalender richten und nach der Vollmondphase an den ungeraden Tagen des jeweiligen Mondmonats stattfinden. Überlieferungen zufolge soll Hijama dazu dienen, das innere Gleichgewicht zu finden.
Kosten einer Hijama-Therapie
Eine professionelle Hijama-Therapie kostet zwischen 60 und 70 Euro. Es gibt auch Hijama-Sets für zu Hause. Diese variieren stark in ihrer Qualität und im Preis.
Am besten eignen sich für den Privatgebrauch Schröpfgläser mit Gummiball. Ein gutes und leicht anzuwendendes Schröpf-Set kostet durchschnittlich 40 Euro.
Quellenverzeichnis
- Adam, Mohamad (2018): „Hijama – die Schröpftherapie in der altorientalischen Medizin“, in: Zeitschrift für Komplementärmedizin (zkm); 6: 34–37, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0790-0636, (abgerufen am 13.02.2023).
- Bierbach, Elvira (2006): „Naturheilpraxis heute“, 3. Aufl., Urban & Fischer, München, S. 207ff.
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Sunna“, https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/islam-lexikon/21654/sunna/, (abgerufen am 01.02.2023).
- IslamiQ: Islamische Heilkunde: Schröpfen „Hidschama“ – das ultimative Heilmittel?, https://www.islamiq.de/2019/01/05/schroepfen-hidschama-das-ultimative-heilmittel/, (abgerufen am 01.02.2023).