Herstellungsarten von Massageöl bzw. Pflanzenöl: Vor- und Nachteile
Die Herstellung von Massageöl (bzw. Pflanzenöl) erfolgt rein mechanisch oder in einem umfangreichen industriellen Prozess. Die Zeit bis zur Verarbeitung ist abhängig von der Lager- und Transportfähigkeit der Rohstoffe. Diese werden direkt vor der Verarbeitung gereinigt.
Bei der mechanischen Pressung wird anschließend nur noch gefiltert und abgefüllt.
Bei der industriellen Herstellung wird zunächst gewalzt, dann konditioniert, extrahiert und raffiniert. Dabei gehen Duft, Farbe und Geschmack des Öls verloren, allerdings können so auch Rohstoffe mit geringerer Qualität verarbeitet werden, da schädliche Substanzen ebenfalls extrahiert werden.
Zeit bis zur Herstellung – Ölfrüchte versus Ölsaaten
Ölfrüchte wie Oliven müssen sofort nach der Ernte verarbeitet werden, damit die Früchte auf dem Transport oder während der Lagerung verderben. Daher erfolgt die Herstellung des Massageöls häufig direkt vor Ort.
Ölsaaten können im Gegensatz dazu bei entsprechenden Bedingungen über lange Strecken transportiert und noch lange nach der Ernte zu Massageöl verarbeitet werden. Aufgrund der guten Lager- und Transportfähigkeit sind Ölsaaten für die industrielle Ölverarbeitung von größerer Bedeutung.
Reinigung der Rohstoffe
Vor der Verarbeitung werden die Saaten mechanisch gereinigt und anschließend geschält sowie ggf. zerkleinert.
Mechanische Pressung zur Herstellung von Massageöl
Konditionierung
Vor der Pressung wird das Saatgut häufig in sogenannten Wärmepfannen konditioniert. Dabei wird mit Temperaturen jenseits der 100 °C gearbeitet. Durch die Konditionierung verringert sich der Wassergehalt der Saat und die Fettzellen platzen. Zweck der Konditionierung ist eine höhere Ölausbeute beim anschließenden mechanischen Pressen der Saat.
Mechanische Pressung in der Schneckenpresse
Für die mechanische Pressung von Ölsaaten werden meistens sogenannte kontinuierlich betriebene Schneckenpressen verwendet. Diese ähneln dem Aussehen nach einem Fleischwolf.
Die Schneckenpresse hat eine horizontales Gehäuse, in dem sich eine Schneckenwelle und ein Sieb (Seiher) befindet. Die Schneckenwelle presst das Saatgut in längsrichtung zusammen. Durch die zylindrische Form wird der Raum verengt und der Druck auf das Saatgut entsprechend größer. Das Öl wird durch den Druck aus dem Saatgut heraus gespresst und fließt durch das Sieb in eine Auffangwanne.
Durch den hohen Druck und die Reibung in der Schneckenpresse entstehen hohe Temperaturen – ganz ohne äußere Erwärmung. Wie hoch die Temperaturen sind, entscheidet über die Qualifizierung als kaltgepresstes Massageöl.
Temperatur beim Pressen – kaltgepresstes Massageöl
Ölpressen (z. B. Schneckenpresse) gibt es unterschiedlichen Formen und Größen. Einige können so eingestellt werden, dass sie mit niedrigem oder hohen Druck arbeiten. Von diesen Faktoren hängt ab, wie viel Massageöl aus der Saat gewonnen wird und wie hoch die Temperatur dabei ist.
Grundsätzlich gilt: je höher der Druck, desto höher die Temperatur aber auch gleichzeitig die Ausbeute bei der Herstellung von Massageöl. Bei hohem Druck bleibt also weniger Öl im Presskuchen hängen.
Beim mechanischen Pressen werden Temperaturen zwischen 40 und 170 °C erreicht. Üblich sind Temperaturen von ca. 100 °C. Kalt gepresstes Massageöl muss eine niedrigere Temperatur haben. Die Temperatur zur Klassifizierung in ein kalt gepresstes Massageöl ist allerdings nicht definiert. Als Richtwert gelten ca. 60 °C – die maximale Temperatur bei der Pressung darf also 60 °C nicht überschreiten.
Durch die geringere Ausbeute werden kalt gepresste Massageöle deutlich teurer gehandelt.
Industrielle Herstellung von Massageöl mit Extraktion und Raffination
Die industrielle Herstellung von Massageöl gliedert sich in die Extraktion und Raffination. Diese beiden Prozesse werden im Folgenden ausführlicher beschrieben. Davor wird das Saatgut wie oben beschrieben gereinigt.
Extraktion
Bei der Extraktion wird ein Lösungsmittel mit dem zuvor zerkleinerten und konditionierten Rohstoff gemischt. Dies erfolgt bei einer Temperatur von ca. 65 °C. Als Lösungsmittel (Extraktionsmittel) wird häufig Hexan verwendet. Das Lösungsmittel extrahiert (daher Extraktion) das Öl aus der Rohmasse.
Die Endprodukte der Extraktion sind das Schrot (die festen Stoffe), die zum Beispiel zu Tierfutter weiterverarbeitet werden und die Miscella – dem Gemisch aus Öl und Extraktionsmittel.
Nach der Extraktion wird das Extraktionsmittel durch Verdampfen unter Vakuum und anschließender Kondensation aus der Miscella gelöst. Dabei werden Temperaturen von ca. 110 °C verwendet. Das Extraktionsmittel kann anschließend weiter verwendet werden. Das Öl wird zur weiteren Verarbeitung raffiniert.
Raffination
Die Raffination ist ein aufwändiger Prozess, bei dem aus dem Rohöl das sogenannte raffinierte Massageöl hergestellt wird – ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Öl. Unabhängig vom verwendeten Rohstoff werden durch die Raffination also alle Öle nahezu gleich – sie haben keine eigene Identität.
Die Raffination gliedert sich in die Teilprozesse Entlezithinieren / Vorentschleimen, Entsäuern, Nachentschleimen, Bleichen und Desodorieren. Am Ende kann das raffinierte Massageöl abgefüllt werden.
Herstellungseffizienz
Ob ein Rohstoff zur Herstellung von Massageöl gepresst oder / und mithilfe der Extraktion verarbeitet wird, hängt in der industriellen Verarbeitung aus Rentabilitätsgründen vom Ölgehalt in der Saat ab. Bei einem hohen Anteil an Öl lohnt sich eine mechanische Pressung ohne Extraktion, da die geringere Ausbeute weniger ins Gewicht fällt.
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Bei der mechanischen Pressung bleiben trotz eines hohen Drucks gewöhnlich bis zu 5 % Öl im Rohstoff zurück. Bei einigen Rohstoffen (z. B. Sojabohnen) bedeutet diese Menge, das bis zu 1/3 des gesamten Ölgehalts im Presskuchen verbleibt. Das stellt einen hohen Kostenfaktor dar, denn damit bleiben praktisch 1/3 der Saat ungenutzt – abgesehen von der Weiterverarbeitung, z. B. zu Tierfutter.
Durch die Extraktion lässt sich die Ölausbeute deutlich erhöhen – so können Werte von nur etwa 1 % verbleibendem Öl erreicht werden.
Herstellung und Qualität des Öls – Kritik an der Raffination
Die Qualität eines Öls definiert sich im Wesentlichen über dessen Inhaltsstoffe. Diese hängen wiederum sehr vom gewählten Herstellungsverfahren ab.
Bei der Raffination werden alle farb-, geruchs- und geschmacksstoffe entzogen – ebenso Peroxide, Umweltgifte (Pestizide, Fungizide und Herbizide) und Schwermetalle, die eine niedrigere Qualität anzeigen könnten.
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In den Teilprozessen der Raffination laufen viele unkontrollierbare chemische Reaktionen im Öl ab – insbesondere während der hohen Temperaturen der Desodorierung. Diese wirken qualitätsmindernd. So können sich chemische Substanzen oder veränderte Fettsäuren bilden, die eine andere Wirkungsweise im menschlichen Körper haben. Außerdem weisen raffinierte Öle keine fettlöslichen Vitamine und keine wertvollen Fettbegleitstoffe auf.
Da bei der Massage nur sehr wenige Ölbestandteile über die Haut aufgenommen werden, beziehen sich die oben genannte Punkte mehr auf Pflanzenöle zur Ernährung.
Quellenverzeichnis
- Pohl, Sabine (2007): Das Ölbuch – Pflanzenöle kompakt erklärt, 3. Auflage.
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