Kaltgepresstes Massageöl – alles nur Marketing-Schmus?
Unter dem Begriff „Kaltgepresstes Massageöl“ verstehen viele ein hochwertiges pflanzliches Öl, das besonders schonend hergestellt wurde. Doch dem ist in vielen Fällen gar nicht so! Aber ist denn wirklich alles nur Marketing-Schmus, wenn es um kaltgepresstes Massageöl geht?
Es gibt kein „Kaltgepresstes“ Massageöl
Beim mechanischen Pressen von Öl entstehen durch Druck und Reibung des Saatgut gewöhnlich Temperaturen von mindestens 20 °C. Ein echtes kaltgepresstes Massageöl gibt es also gar nicht.
Um nur wenig Öl im Rohstoff zu belassen, wird häufig ein so hoher Druck erzeugt, dass Temperaturen von 100 °C oder sogar noch mehr entstehen. Von Kaltpressung kann dann wirklich keine Rede sein.
Doch wo ist die Temperatur-Grenze zwischen kaltgepresstem Massageöl und gepresstem Massageöl? Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt sie nicht!
Gesetzliche Leitsätze sind wenig hilfreich – keine Definition vorhanden
Der Gesetzgeber formuliert in den Leitsätzen für Speiseöle: „Kalt gepresste Speiseöle werden aus geeigneten und sorgfältig behandelten Samen, Keimen oder Früchten hergestellt. Sie werden ohne Wärmezufuhr ausschließlich durch mechanische Verfahren gewonnen. Sie werden nicht entschleimt, (teil-) entsäuert, gebleicht, desodoriert und / oder fraktioniert. Zur Entfernung der Trübstoffe sind Dekantieren, Filtrieren und / oder Zentrifugieren üblich. Die Filtration wird mit Papier- oder Stoffiltern oder anderen inerten Filterhilfsstoffen durchgeführt.“
KALTGEPRESSTES MASSAGEÖL | MASSAGE-EXPERT SHOP
Vollkommen unklar bleibt dabei:
- Welche Temperatur maximal vorherrschen darf.
- Wo die Temperatur ggf. gemessen wird: Am Anfang der Presse, wo die Temperatur niedriger ist oder am Ende? Oder wird gar erst am Sieb oder im Auffangbecken gemessen?
- Ob die Temperatur vor oder nach dem Pressen eine Rolle spielt. Vor dem Pressen findet oft eine Konditionierung statt, bei der das Saatgut erwärmt wird, um die Fettzellen zum Platzen zu bringen und damit die Ausbeute beim Pressen zu erhöhen.
Auch ohne eine „Wärmezufuhr“ können Temperaturen von weit mehr als 100 °C erreicht werden. Dieser Teil ist also vollkommen überflüssig.
Positiv an diesem Leitsatz ist die Tatsache, dass es sich nicht um raffiniertes Massageöl handeln darf – das also gepresst werden muss, um Öl zu gewinnen. Die wenigsten wissen nämlich, dass bei der Raffination Temperaturen von bis zu 250 °C entstehen und diverse arteigene Eigenschaften des Öls eliminiert werden. Außerdem wird auf eine sorgfältige Auswahl der Rohstoffe und eine sachgemäße Filtrierung eingegangen.
Insofern ist die Auslobung eines Öls als kaltgepresstes Massageöl eine echte Qualitätsaussage. Es ist also nicht alles Schmus!
Unsere Definition für Kaltgepresstes Massageöl
In unserem Massage-Lexikon haben wir Kaltgepresstes Massageöl wie folgt definiert: „Kaltgepresstes Massageöl ist ein pflanzliches Öl, das mit einer Temperatur von maximal 40 °C mechanisch heraus gepresst wurde. Der Rohstoff wurde weder durch Extraktion noch durch Raffination behandelt.“ Es ist also sicherzustellen, dass die Temperatur während des gesamten Prozesses nicht 40 °C übersteigt.
In Relation zu der üblicherweise beim rein mechanischen Pressen entstehenden Temperatur von etwa 100 °C sind 40 °C relativ kalt.