Meridiane
Leitbahnen, durch die laut Traditioneller Chinesischer Medizin die Lebensenergie fließt
Meridiane sind in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Leitbahnen, in denen die Lebensenergie („Qi“) durch den gesamten Körper fließt. Das Leitbahnsystem wird als „Jing Luo“ bezeichnet. Es besteht aus zwölf Hauptmeridianen und deren Seitenzweigen. Jeder dieser zwölf Meridiane ist einem Funktionskreis zugeordnet und steht in Verbindung zu einzelnen Organen, Körperfunktionen und zur Psyche.
Auf den Meridianen befinden sich der Traditionellen Chinesischen Medizin zufolge zahlreiche Akupunkturpunkte, über die sich das Qi beeinflussen lässt. Über diese Akupunkturpunkte kann auch auf Organe und wichtige Körperfunktionen Einfluss genommen werden. Das „Konzept“ der Meridiane entstand Überlieferungen zufolge vor über 2000 Jahren in China. Es ist die Basis für nahezu alle chinesischen Therapiemethoden.
Die zwölf Meridiane und ihre Bedeutung
Laut TCM gibt es zwölf Hauptmeridiane. Diese werden auch als „Jing Mai“ bezeichnet. Sie liegen direkt auf und unter der Haut und sind nach Organsystemen oder sogenannten Funktionskreisen benannt. Das bedeutet, bestimmte Organe und Körperfunktionen lassen sich einzelnen Meridianen zuordnen. Der Körper besteht in der Vorstellung der TCM also aus einem Geflecht von Energiebahnen, die mit einzelnen Organen verbunden sind. Das Geflecht ist vergleichbar mit dem menschlichen Gefäßsystem, welches das Blut in jeden Winkel des Körpers zirkulieren lässt.
In der TCM geht man davon aus, dass ein Mensch gesund ist, solange die Lebensenergie Qi frei durch die Leitbahnen fließen kann. Denn das Qi nährt in der Vorstellung der TCM alle Organe, Sinnesorgane und das Gewebe mit Energie und sorgt für ein harmonisches Gleichgewicht in Körper und Geist. Störungen des Qi können Folgen für den gesamten Körper haben. Denn wenn die Lebensenergie nicht ungestört fließen kann, können Stauungen oder Blockaden entstehen. Diese führen zunächst zu Funktionsstörungen, die sich in leichten Beschwerden äußern können. Kann die Lebensenergie länger nicht ungehindert fließen, können Krankheiten die Folge sein.
Meridiane als Therapiemöglichkeit
Ziel aller Therapiemethoden, die das Konzept der Meridiane nutzen, wie z.B. die Qi-Massage, ist es, den Fluss der Lebensenergie im Gleichgewicht zu halten und Energiestörungen schnellstmöglich zu beheben. Hierzu nutzen die TCM-Therapeuten die klassischen Akupunkturpunkte, die auf den Meridianen liegen. Man nimmt an, dass man über das Stimulieren dieser Akupunkturpunkte z.B. bei einer sogenannten Meridianmassage entlang der Meridiane gezielt Einfluss auf die Lebensenergie nehmen und Störungen sowie damit einhergehende Beschwerden beseitigen kann.
Wissenschaftliche Belege dafür gibt es in der westlichen Medizin allerdings nicht.
So lassen sich Meridiane beeinflussen
Fließt zu viel oder zu wenig Qi in einzelnen Meridianen, kann dies laut TCM Beschwerden auslösen. Es kann zu einem Stau des Qi innerhalb der Meridiane kommen. Auch eine Veränderung der Fließrichtung ist denkbar. Um solchen Beschwerden zu begegnen, sind unterschiedliche Methoden möglich, etwa:
- Akupunktur
- Akupressur
- Shiatsu
- Qi Gong
- Schröpfen
- Tuina-Massage
- Meridianmassage
- Japanisches Heilströmen
Ziel dieser Behandlungen ist es, die Lebensenergie zu harmonisieren.
Meridian-Behandlungen wie die Akupunktur sollten von einem ausgebildeten TCM-Therapeuten durchgeführt werden. Andere Behandlungen, beispielsweise Akupressur, können auch selbst durchgeführt werden.
Wie das Qi auf die Psyche wirkt
Ein schwacher oder gestörter Energiefluss kann sich auch auf die Psyche auswirken. Laut TCM hat jedes Meridianpaar nicht nur physische und energetische, sondern auch emotionale Qualitäten. Daher kann es Einfluss auf die mentale Gesundheit nehmen.
Die Yin-Organe werden mit Emotionen in Verbindung gebracht, die unmittelbar beeinflussen, wie wir die Welt erleben. Als Beispiel: Ist das Qi der Leber aus dem Gleichgewicht, kann dies Empfindungen wie Wut oder Neid hervorrufen. Ist das Qi im Lungenmeridian geschwächt, kann es zu Traurigkeit kommen. Ist das Qi im Nierenmeridian im Ungleichgewicht, kann dies Ängste hervorrufen. Weiterhin soll eine Dysbalance im Energiesystem laut TCM Gefühle wie Stress, Reizbarkeit, Ohnmacht, Sorge, Scham und Depression hervorrufen können.
Alle geistigen und emotionalen Zustände stehen wiederum mit den fünf Elementen und den diesen Elementen entsprechenden Meridianen und Organen in Zusammenhang. Daher ist es der TCM zufolge auch möglich, über die Meridiane auf die Psyche einzuwirken.
Quellenverzeichnis:
- Bahr Dr. med., Frank (2003), „Akupressur: Erfolgreiche Selbstbehandlung bei Schmerzen und Beschwerden“, 3. Aufl., München, Goldmann Verlag.
- Hempen, Carl-Hermann (2021): dtv-Atlas „Akupunktur“, 16. Aufl., München, Deutscher Taschenbuch Verlag (DTV).
- Hecker, Hans-Ulrich et al. (2017): „Praxis-Lehrbuch Akupunktur“, 2. überarbeitete und erweiterte Aufl., Stuttgart, Karl F. Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG, 127f.
- Stux, Gabriel et al. (2008): „Akupunktur – Lehrbuch und Atlas“, 7. Aufl., Heidelberg, Springer Verlag.